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Fiesta ST

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Für immer jung

Ford bleibt sich treu. Für den kleinen Fiesta gibt es wie schon seit 37 Jahren einen sportlichen Ableger zu einem auch für Junge erschwinglichen Preis.

Heckdiffusor, Dachspoiler und ein Doppelauspuff signalisieren dem Normalo, dass er eben von einem potenten Fiesta ST überholt wurde. Das kann öfters vorkommen, denn die134 kW (182 PS) des 1,6-Liter Ecoboost-Motors treiben den kleinen, nur 1163 kg schweren Ford vehement voran. Ford verspricht eine Beschleunigung von 0 auf 100 km/h in lediglich 6,9 Sekunden. Das nicht zuletzt dank eines Drehmoments von 240 Nm bei 1600 bis 5000/min, das sich durch Overboost kurzzeitig auf 290 Nm erhöht. Etwas weniger beeindruckend ist die Höchstgeschwindigkeit, welche mit 220 km/h beziffert wird. Da zeigt es sich,dass die Motorleistung nicht ganz auf dem Niveau der stärksten Konkurrenten wie Clio RS und Peugeot 208 GTI liegt, die rund 200 PS vorlegen, aber auch rund 5000 Franken mehr kosten.

Kein Fall für die Weltmeisterschaft

Absolute Top-Motorleistung war jedoch nie das Ziel der Ford-Macher. Schon der erste Fiesta XR 2 war im Jahr 1976 gleich ausgelegt: ein schnelles kleines Auto zu einem günstigen Preis. Eine solche Variante gab es seither zu jedem Fiesta-Modell. Das „Vorbild“ des Fiesta ST heisst Fiesta RS WRC und fährt in der Rallye-Weltmeisterschaft ganz vorne mit. Da haben die Ingenieure von Ford gezeigt, was alles drin steckt. Die Performance-Abteilung des RS-Teams der Global Performance Vehicle Group hat doch etwas Vernunft walten lassen, obschon die gebotene Technik sich nicht zu verstecken braucht: Turboaufladung und eine doppelt verstellbare Nockenwellensteuerung (Ti-VTC, Twin-indipendent Variable Camshaft Timing) sogen dafür, dass das Aggregat mit verkleinertem Hubraum nicht nur Leistung bringt, sondern bezüglich Umweltfreundlichkeit ebenfalls zeitgemäss ist. Als Durchschnittsverbrauch meldet Ford 5,9 L/100 km, 20% weniger als beim Vormodell, welches wesentlich weniger Leistung hatte. Das entspricht einem CO2-Ausstoss von 138 g/km. Der angestrebte Flottenverbrauch wird davon kaum beeinträchtigt.

Ford-Schritt beim Fahrwerk

Zugelegt hat Ford vor allem beim Fahrwerk. Die Kölner sind dafür bekannt, dass sie agile, fahrsichere und dennoch nicht unkomfortable Autos bauen. Beim Fiesta ST ist ihnen eine Meisterleistung gelungen. Besonders beeindruckend ist die elektronische Fahrdynamikregelung eTVC (enhanced Torque Vectoring Control), welches mit einem wohlbemessenen Bremseingriff dafür sorgt, dass in mit Powereinsatz gefahrenen Kurven das innere Vorderrad nicht haltlos durchdreht. In der Praxis konnten wir dies auf den durch Schneefall rutschigen Strassen in den Bergen rund um Nizza bestens nachprüfen. Nicht ausprobiert haben wir das dreistufig adaptierbare Stabilitätsprogramm. Wir beliessen es bei der Grundeisstellung, in welcher das System höchst selten und dazu sehr sanft eingreift. Von der bei Fronttrieblern sonst üblichen und gefürchteten Neigung zum Untersteuern (Schieben zum äusseren Kurvenrand über die Vorderräder) war nichts zu spüren. Der Fiesta ST bleibt bis in den Grenzbereich handlich, agil und bestens beherrschbar. Absolute Spitzenklasse!

Für die Überprüfung der noch mehr Freiheiten zulassenden zweiten Stellung, wäre wohl eine abgesperrte Rennstrecke nötig gewesen. Diese ist wohl unerlässlich, wenn das System, wie auf Stufe 3 möglich, vollkommen abgeschaltet wird.

Wenn uns vor allem die Regelsysteme beeindruckt haben, sei nicht unerwähnt, dass dies erst mit einem im klassischen Sinn modifizierten Fahrwerk möglich ist. Da gibt es eine Tieferlegung um 1,5 cm, eine angepasste, direkte, elektrisch unterstützte Servolenkung, neu konstruierte Spurstangen, eine angepasste Verbundlenkerachse  hinten sowie härtere Federn und Dämpfer. Stärkere Bremsen hinten, erstmals mit Scheiben beim Fiesta, gehören ebenfalls zum gelungenen Gesamtpaket.

Auch innen ein Sportler

Zum Thema Gesamtpaket: Dazu gehört natürlich ebenfalls ein entsprechendes Design des Innenraums. Zunächst fallen die eng geschnittenen Recaro-Sitze auf, welche in der Ausstattungsvariante ST-2 mit Leder überzogen sind. Details wie Alu für Pedale und Schaltknauf erfreuen den Fan ebenso, wie das Soundingeneering, das den Klang des Motors innen voll zur Geltung bringt, ohne störend zu wirken. Dass für Junge ein tolles Audiosystem von Sony (ST-2)m angeboten wird, ist eine Notwendigkeit. Gut allerdings, dass sich dessen maximale Lautstärke mittels „My Key“-Schlüsselsystem begrenzt werden kann. Die dazu nötige Erklärung: Ein Schlüssel kann so programmiert werden, dass gewisse Einschränkungen vorgegeben sind, etwa die maximale Motorleistung, Höchstgeschwindigkeit oder Aufhebung der Abschaltbarkeit der Sicherheitssysteme. Wenn sich also der Junior, der eben den Führerschein gemacht hat, sich den ST mal ausleiht, können die Eltern dabei etwas ruhiger daheim bleiben. Den Kommentar des Sohnemannes möchten wir hier nicht kommentieren. Er soll sich am beleuchteten ST-Badge auf dem Türschweller erfreuen und wieder beruhigen.

Stark in der Schweiz

Bekanntlich lieben die Schweizer bei den Autos die Top-Ausführungen. Deshalb rechnet der Importeur damit, dass rund ein Viertel der Kunden, also rund 1000, den ST wählen werden. Die Schweiz ist nach England und Deutschland einer der wichtigsten Märkte in Europa. Am Rande sei hier erwähnt, dass der neue Focus mit dem Dreizylinder-Motor in der Schweiz guten Anklang gefunden hat.
Die Preise sind ein besonderes Thema. Der Markt ist geprägt von Sonderrabatten, Boni und Aktionspreisen. Ford hat per 1. Dezember 2012 die Preise offiziell gesenkt und angepasst. Ein Überbleibsel gibt es jedoch noch, eine grüne Prämie von Fr. 1500.-. Diese kriegt jeder Käufer ohne jede Vorbedingung, womit sich die Nettopreise für den Fiesta wie folgt gestalten: Grundpreis Fr. 23490.- und Fr. 26090.- für die besser ausgestattete Version ST-2 und zwar ab April 2013. Dass die Prämie von Fr. 1500.- noch beibehalten wird, erklären die Verantwortlichen mit der ungewissen Währungssituation. Ford ist bei Wechselkursänderungen dann flexibler und muss nicht gleich die ganze Preisliste neu kalkulieren.

Wer gefallen an diesem Auto gefunden hat, kann unbeschwert zuschlagen. Eine noch stärkere Version (RS) ist derzeit nicht in der Pipeline. Auch ein Doppelkupplungsgetriebe ist nicht vorgesehen.

 

Mehr Infos unter: www.ford.ch

Text: Moritz Meyer

22.03.2013